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Frühjahr 1999 - die turkmenische Wirtschaft in der Krise

Die Entwicklung der turkmenischen Volkswirtschaft wird von einem akuten Mangel an Devisen und Investitionsmitteln sowie wirtschaftspolitischem Voluntarismus gebremst. Obwohl reich an strategisch wichtigen Rohstoffen (Erdgas!) und überdimensionierten Prestigeobjekten in Form von Hotelkomplexen und Regierungspalästen sieht sich das Land einem weiterhin geringen Lebensstandard großer Teile der Bevölkerung (derzeit ca. 5 Mio. Einwohner) sowie einer wachsenden Auslandsverschuldung gegenüber.

Eine der Hauptursachen der Krise Turkmenistans ist der 1997 in Kraft getretene Boykott seiner Erdgasexporte durch die russische GAZPROM, Monopolist der für Turkmenistan lebenswichtigen Erdgasleitungen in das Ausland, nachdem es in den politischen Beziehungen zwischen Turkmenistan und Rußland wiederholt zu heftigem Streit gekommen war. Dies führte zu massiven Einschränkungen der Erdgasförderung und zog hohe Verluste im Auslandsgeschäft nach sich. Aus gewöhnlich "gut informierten Kreisen" heißt es, der turkmenische Staatschef Saparmurat Niyazov, der sämtliche Regierungsgewalt in seinen Händen im Stile eines autoritären Herrschers mit ausgeprägtem Hang zum Personenkult konzentriert, habe ca. 1,3 Mrd. US-Dollar bei ausländischen Banken angelegt. Dem stehen jedoch eine aktuelle Auslandsverschuldung von 1,8 Mrd. US-Dollar (1997: 700 Mio. US-Dollar), Devisenreserven in der Größenordnung von 100 Mio. US-Dollar in den Tresoren der Staatsbank sowie ein monatliches Pro-Kopf-Einkommen von (offiziell) 100 US-Dollar gegenüber. Wie erdrückend die Lage derzeit ist, wird am offiziell ermittelten BIP ersichtlich, das 1998 etwa 2,3 Mrd. US-Dollar betrug. Berücksichtigt man jedoch die Kursunterschiede zwischen offiziellem Devisenwechselkurs (1 US-$ entspricht hier ca. 5.200 Manat) und dem Schwarzmarkt (1 US-$=16.000 Manat) stellt sich die Situation in noch trüberem Licht dar.

Westliche Analysten und Kreditgeber, v. a. die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sowie der IMF, fordern dementsprechend eine Neustrukturierung der turkmenischen Wirtschaftspolitik sowie die Ausarbeitung und Umsetzung von Programmen zur Förderung makroökonomischer Stabilität im Lande. Hierzu zähle u. a. ein Umdenken in der Banken- und Devisenpolitik im Sinne einer stärker auf Regulierung bedachten Rolle des Staates und das Vorantreiben der Privatisierung vor allem großer Unternehmen. Darüber hinaus gelte es, die im wesentlichen auf den Erdgassektor orientierte Investitionspolitik umzugestalten. Auf diesem Wege solle verhindert werden, daß die Landwirtschaft als Haupterwerbszweig der Bevölkerungsmehrheit weiterhin ignoriert wird. Abgesehen davon ist eine Forcierung der devisenbringenden Gasexporte nach wie vor vom Wohlverhalten der Pipelinebetreiber abhängig. Das Angebot eines von US-amerikanischen Firmen geführten Konsortiums, für etwa zwei bis 2,5 Mrd. Dollar eine neue Pipelineverbindung durch das Kaspische Meer und den Kaukasus in die Türkei zu bauen, könnte hier eine Alternative schaffen. Allerdings besteht noch weitgehende Unklarheit über die Finanzierung dieses Projekts, immerhin müßten etwa 2.000 km Leitungsrohre verlegt werden. Darüber hinaus sind Rußland und der Iran entschiedene Gegner einer solchen transkaukasischen, von Turkmenistan über Azerbaidshan und Georgien durch das Kaspische Meer in die Türkei verlaufenden Pipeline. Ungeachtet dessen hat sich die Türkei vor wenigen Wochen bereit erklärt, jährlich 16 Mrd. m3 Erdgas über eine solche Pipeline zu importieren. Sofern die Arbeiten zum Bau der Erdgastrasse bis dahin abgeschlossen sind, sollen die Lieferungen im Jahr 2002 beginnen. Weitere Hoffnung gründete sich in Turkmenistan in diesem Frühjahr auf einen Erdgasliefervertrag, der mit der Ukraine abgeschlossen worden war. Der Lieferumfang sollte insgesamt 200 bis 290 Mio. US-Dollar betragen. Im Zusammenhang mit den Zahlungsschwierigkeiten der Ukraine, deren Schulden für Gaslieferungen aus Turkmenistan sich allein für dieses Jahr auf bereits 318 Mio. US-Dollar belaufen sollen, wurden jedoch die turkmenischen Gaslieferungen an die Ukraine am 21. Mai d. J. komplett unterbrochen.

Das Potential einer vertieften wirtschaftlichen Zusammenarbeit Turkmenistans mit dem südlichen Nachbarn Iran bislang kaum meßbar, zumal diese von einigen westlichen Staaten kritisch bewertet wird. Der turkmenische Staatschef Niyazov machte ebenfalls im Mai deutlich, daß er weiterhin an einer Erdgaspipeline durch den Iran interessiert sei, die Turkmenistan mit dem Persischen Golf verbinden würde.

Quellen: U. a. Reuters; Itar-Tass; CNN.

RK (05-06/1999).

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Updated: 2005-04-18